Von nacktem Yoga und Feminismus – oder: Muss das sein?

In den sozialen Medien gibt es ein neues Phänomen, das mich als Feministin der alten Schule ein wenig ratlos hinterlässt:
In jeder erdenklichen Situation lassen Frauen aus vermeintlich feministischen Gründen die Hüllen fallen und beschweren sich dann darüber, sexualisiert zu werden.

Da ist zum Beispiel die üppige Yogini, die Yoga bevorzugt halbnackt an öffentlichen Plätzen praktiziert, die Fotos von sich postet, wie sie meditiert (natürlich barbusig, nur mit durchsichtigem Jäckchen bekleidet) –
und die in jedem Text schreibt, wie entsetzlich es ist, dass Frauenkörper sexualisiert werden, und welch eine Schande es ist, wenn ein Mann einer Frau auf den Busen schaut.
Gilt das aber auch, wenn Frau diesen Busen freiweillig zur Schau stellt?
Wer fragt, warum frau Yoga nackt praktizieren muss, um feministisch zu sein, wird kommentarlos blockiert. Die mehr als 600.000 Follower bejubeln jedes dieser Fotos –
die Frage ist nur: Hat diese Dame vielleicht wegen ihrer Nacktfotos so viele Follower?

Es gab auch Aufregung um ein bisher unbekanntes Model, das für Geld Nacktfotos von sich verschickt und den so gesammelten Betrag an australische Hilfsorganisationen spendet, die Buschbrände bekämpfen –
während sie sich gleichzeitig beschwert, dass Männer sich nur für ihren Körper, nicht aber ihre Persönlichkeit interessieren.
Für Australien zu spenden ist eine gute Sache, wer sich dafür ausziehen möchte, kann das natürlich tun, die Frage ist nur:
Warum beschwert frau sich dann, dass Männer sich nur für ihren Körper interessieren? Sie könnte ja auch Gedichte verschicken.

Seit ich diesen Trend beobachte, denke ich darüber nach, es beschäftigt mich wirklich.
Ich verstehe daran nämlich so einiges nicht –
obwohl ich mich wirklich bemühe.

Wer in sozialen Medien Bilder von sich postet, zeigt manchmal mehr Haut, manchmal weniger.
Ich persönlich wähle meistens Bilder, auf denen ich bekleidet bin –
manchmal ist aber auch bei mir ein Bikinifoto aus dem Urlaub dabei.

Was ich aber nicht verstehe, ist die Tatsache, dass die Nacktbilder in den oben genannten Fällen einem leicht erkennbaren Zweck dienen, der jedoch vehement geleugnet wird:
Reichweite zu erzeugen und damit Geld zu verdienen.

Dabei ist das doch vollkommen legitim, jede/r wählt für sich den Weg, den er oder sie eben gehen will.
Wenn sich jemand gerne halbnackt zeigen möchte und dadurch auch noch die Anzahl der Follower steigert, dann ist das doch wunderbar.
Warum muss dann aber so getan werden, als wäre es furchtbar, dass die Menschen sich diese nackten Tatsachen dann auch ansehen? Wurden sie nicht genau aus diesem Grund fotografiert?
Der weibliche Busen ist nun mal ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, dafür geschaffen, Partner/innen anzulocken. Wenn ich meinen Busen in eine Kamera halte, wird jemand hinschauen und sich vielleicht sexuell angeregt fühlen.
So einfach ist das eigentlich –
ein Busen ist eben kein kleiner Finger.

Spannend wird es für mich aber dann, wenn das Nacktsein in der Yogawelt ankommt –
denn #SexSells und Yoga haben eigentlich keine Gemeinsamkeiten.
Im Yoga geht’s um den Blick nach innen, darum, das Außen nicht mehr so wichtig sein zu lassen, zu erkennen, dass das eigene Innere immer wichtiger ist als all der Wahnsinn rund um uns herum.
Nacktbilder erfüllen jedoch nur eine Aufgabe: Aufmerksamkeit im Außen zu erzeugen.

Niemand macht Nacktbilder beim Yoga und postet diese auf Instagram, nur für sich selbst.
Niemand macht Nacktbilder beim Meditieren, auf denen man mehr sieht, als man bei fremden Menschen sehen möchte, nur für sich selbst.

Ich finde Nacktsein super, ich brauch dafür zwar keine Zuschauer/innen, aber das ist bei anderen eben anders.
Ich finde es auch absolut legitim, dass jemand sich gerne nackt zeigt, egal wie dick oder dünn dieser jemand ist – das beurteile ich nicht. Wir sollten noch viel öfter sehen, wie verschieden Menschen sein können, das würde unserer Gesellschaft wirklich gut tun.
Aber ich finde auch, ein wenig Ehrlichkeit wäre schön.

Mit jedem Kleidungsstück, das auf einem Bild oder Video nicht getragen wird, steigt die Aufmerksamkeit der anderen.
Wer sich für diese Aufmerksamkeit, für die Reichweite, die Follower ausziehen möchte, soll das gerne machen –
aber auch so ehrlich sein, das zuzugeben.
Es ist nämlich weder megafeministisch noch superyogisch, wenn man in den sozialen Medien mehr Haut zeigt –
es zeigt nur, dass man eins verstanden hat:
#SexSells.

* * *

Zwei Dinge muss ich unbedingt klarstellen:

Erstens.
Dass ich es seltsam finde, Nacktfotos von sich zu posten und sich dann zu beschweren, dass jemand hinschaut, bedeutet nicht, dass ich auch glaube, dass Frauen in Miniröcken angegrapscht werden wollen. Natürlich nicht!
Jede Frau soll anziehen können, was sie möchte, ohne dafür in eine ungute oder gar gefährliche Situation zu kommen.
Was wir Frauen aber nicht vergessen dürfen, ist die Tatsache, dass wir noch nicht in einer solchen Welt leben –
auch wenn die Mehrheit der Männer weiß, dass eine Frau in knappen Klamotten einfach gern knappe Klamotten trägt und das kein Freibrief zu Übergriffen ist, gibt es noch jene Männer, denen das nicht klar ist.
Und genau diese Kerle bringen mich zu

zweitens.
Ich habe einen erwachsenen Sohn und zwei jüngere Töchter –
und ich habe alle drei zu Menschen erzogen, die andere als gleichberechtigt anerkennen. Und zwar alle anderen, egal was sie anhaben.
Es ist aber gerade bei den Mädels keine leichte Sache zu erklären, warum es möglich sein müsste, dass sie abends allein durch einen Park nach Hause gehen, in roten High Heels und Minirock, und warum es dennoch sicherer ist, eine Jeans zu tragen und einen männlichen Begleiter an der Seite zu haben.

Die Welt ist nicht so einfach, wie es uns manche Influencerinnen auf Instagram glauben machen wollen.
Ja, ich kann in einem durchsichtigen Shirt ohne BH in einem Kaffeehaus sitzen, das ist eine Errungenschaft unserer Urahninnen, und darauf können wir stolz sein. Niemand schreibt uns mehr vor, was wir tragen dürfen und was nicht.
Es muss mir aber auch klar sein, dass ich in diesem Aufzug die Blicke auf mich ziehen werde (was vermutlich ja auch der Grund ist, warum ich so dasitze), und dass es immer wieder Menschen geben wird, denen schauen allein nicht ausreicht.

Jemandem meine sekundären Geschlechtsmerkmale vor die Nase zu halten und mich dann zu beschweren, dass dieser jemand hinsieht, das ist jedenfalls weder feministisch noch yogisch und bringt auch unsere Gesellschaft nicht weiter.
Ganz im Gegenteil, befürchte ich.

#Namaste

Als gäb’s nur eine Asana – die ‚Push mein Ego‘-Asana

Weil es immer wieder ein Thema ist in der yogischen Welt, und weil ich mir dazu schon vor Jahren mal Gedanken gemacht hab, poste ich heute einen etwas älteren, neu überarbeiteten Artikel von mir.
Denn:

Ich geb’s ja zu, ich hab damals meine Handgelenke überlastet.

Kein Wunder, wenn man von Ich mach hin und wieder Yoga zu Ich mach jeden Tag Yoga und unterrichte übergeht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, wenn man täglich mehr Chaturangas macht, als man zählen kann, jeden Armbalance-Workshop besucht, den man findet.
Es ist nichts tragisches, ein Erbe meiner Großmutter mütterlicherseits, ich kenn das schon gut und weiß, wie ich damit umgehen muss –
doch auch, wenn es mich ein wenig nervt, muss ich gestehen:
Es hat mir die Augen geöffnet.

Und das kommt so:
Wenn ich morgens im Bett liege und langsam aufwache, nehme ich gern mein Smartphone zur Hand und schau mir tolle Yogafotos an.

Die hier zum Beispiel find ich großartig – Yoga am Meer, Sonnenauf- und -untergänge, wirklich toll.
Oder hier, ganz wunderbare Bilder.
Doch auf den meisten der Bilder sind Menschen zu sehen, die wie Zirkusartist/innen die schwierigsten Asanas zeigen, mit einer Leichtigkeit, die schier unglaublich ist.
Sehr oft sind es junge Frauen, deren Körper so zerbrechlich scheint, dass sich mir unweigerlich die Frage aufdrängt:
Wie machen die das nur?

Auch ich achte auf meine Handgelenke, weiß, wie ich das Gewicht verlagern muss, damit ich im down dog meine Gelenke schone, und benutze sogar manchmal einen Keil.
Aber in Asanas, wo das gesamte Gewicht des Körpers auf den Händen liegt, kann ich nur schwer meine Handgelenke entlasten, da müssen sie das Gewicht tragen –
mit ein Grund, warum ich kaum Handstand übe, sondern den Kopfstand bevorzuge.

Natürlich sind Fotos im Sonnenuntergang klasse, eine schöne Frau im knappen Bikini, ein lässiger Skorpion direkt am Meer –
keine Frage, solche Fotos sind toll!
Ein bisschen schade finde ich die Einseitigkeit dennoch:
Denn es gibt so viele tolle Yogaposen, die es wert wären, gezeigt zu werden.
Oder lustige ideen, wie man eine scheinbar einfache Pose fotografieren oder aufnehmen kann:

https://www.instagram.com/p/BJnLuTlBowp/?taken-by=sibl_and_the_wheel

Denn Yoga ist so viel mehr als reine Artistik –
und selbst Menschen, die ihr Leben lang keine extremen Umkehrhaltungen praktizieren, können dennoch von sich behaupten, gutes Yoga zu machen …
einfach, weil Yoga kein Zirkus ist.

Was an vielen artistischen Yoga-Fotos aber das Traurigste für mich ist:
Wenn das Bild an sich zwar toll ist, das Outfit top, die Frau sexy, die gezeigte Haltung aber komplett falsch, teilweise so falsch, dass sich jede/r, der sie nachmacht, verletzen könnte.
Selbst extrem durchtrainierte Yogi/nis riskieren Verletzungen, wenn sie sich nicht an die Grundregeln halten, entweder, weil sie diese nicht kennen, vielleicht auch, weil sie ihnen einfach egal sind.
Das hat für mich, gerade bei besonders gehypten Yogi/nis, auch etwas mit Verantwortung den Followern gegenüber zu tun, von denen man weiß, dass sie nachmachen, was man vorzeigt –
ich möchte nicht, dass sich jemand wehtut, weil ich so cool bin und auf die richtige Ausrichtung verzichte.

Und ganz ehrlich:
Wie oft sieht man die hippen Lifestyle-Yogi/nis meditierend auf einem Bild?
Neue Klamotten, tolle Frisur, super Location, die angesagteste Matte und eine #zerowaste-Wasserflasche –
aber Patanjali? Was ist das?

Wir dürfen eines nicht vergessen:
Yoga ist das, was in uns steckt, etwas, das wir vielleicht erst finden, mit dem wir aber sehr achtsam umgehen müssen. In jedem von uns steckt aber was anderes, nicht jede/r kann das, was wir können – und das ist vollkommen okay so.
Yoga ist ein Geschenk, das wir hüten und das wir ebenso sorgsam pflegen müssen wie den Körper, mit dem wir dieses Geschenk ausüben.
Das kann ein Handstand sein, natürlich!
Der Unterschied für mich ist nur:
Es muss kein Handstand sein –
denn besser ist es, die Asanas richtig zu beherrschen, den Körper so auszurichten, dass er nicht unter der täglichen Praxis leidet, und nicht nur Posen zu üben, die sich komisch anfühlen, damit man dann irgendwann vielleicht ein tolles Foto machen kann.

Und ich finde, das dürfen die Menschen da draußen ruhig wissen.

#Namaste!

***
https://www.instagram.com/p/BXsudXbja_8/?taken-by=sibl_and_the_wheel

An dieser Stelle möchte ich gestehen:
Ja, auch ich bin sehr aktiv in diversen sozialen Netzwerken. Als Yogalehrerin kommt man daran kaum vorbei, eine bessere und einfachere Art der Werbung gibt es nicht. Und natürlich zeig auch ich manchmal ausgefallenere Posen wie oben gezeigt –
vor allem dann, wenn ich die Haltung nach Jahren des Übens endlich schaffe.

Ich hab aber für mich selbst sehr strenge Regeln verfasst, was ich poste, und warum –
und dazu gehört vor allem:
Poste keine Asana, die du nicht exakt beherrschst, und poste niemals eine Asana, die nicht korrekt gezeigt wird.
Ich hab anfangs ganze Fotoserien vernichtet, auch wenn sie toll waren, einfach weil gewissen Details nicht gestimmt haben. Und wenn nur ein Mensch allein daheim das falsch nachmacht …
nein, da möcht ich ein ruhiges Gewissen haben.
Außerdem poste ich keine Asanas, für die man jahrelange Erfahrung braucht –
die hab ich selbst noch nicht, und das machen ohnehin alle anderen, ich zeig lieber, das Yoga etwas ist, das wirklich alle machen können, egal ob Kinder oder Schwiegermütter …
so schaut’s nämlich aus.

***
Dieser Artikel erschien in seiner Urform zuerst hier.

 

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Wie man seine Insta-Bilder entzaubert – oder: Satya in Höchstform.

Wenn ich eins der yogischen yamas nach Patanjali verinnerlicht habe, dann ist es satya, die Wahrhaftigkeit –
denn ich bin ein (manchmal) gnadenlos ehrlicher Mensch.
Das ist oft gut, manchmal weniger –
aber es ist befreiend, sich nicht verstellen oder gar lügen zu müssen.

Und ich möchte das auch gar nicht, muss ich ehrlicherweise (seht Ihr!?) gestehen.
Zu viel Schlechtes entsteht aus der Angewohnheit vieler Menschen, nicht die Wahrheit zu sagen, dafür hintenrum zu tuscheln und zu tratschen.
Das hat auch viel mit Mut zu tun:
Die Wahrheit ist nicht immer angenehm, manchmal braucht es wahrlich Mut, sie auszusprechen, und noch mehr, sie anzuhören –
oder auch einfach mal zu schweigen.
Denn satya bedeutet auch, zu überdenken, wie die Wahrheit bei meinem Gegenüber ankommt, Worte bewusst und achtsam zu wählen –
und das wiederum führt recht oft dazu, dass es besser ist, zu lächeln und nichts zu sagen.
Nicht immer ist es für alle Beteiligten angenehm, die Wahrheit zu sagen oder zu hören, und manchmal steht es mir auch einfach nicht zu, meine Meinung abzugeben.

Das Schwierigste an satya aber ist, dass man auch zu sich selbst ehrlich sein sollte.
Man muss sich Fehler eingestehen, sollte sich nicht selbst belügen, und öfter einmal das überdenken, was man sagt oder tut.

Oder was man auf Instagram postet.
Klingt komisch, ist aber so.

Es gibt unendlich viele Bilder auf Instagram, und mindestens die Hälfte davon gaukelt uns eine Welt vor, die es so nicht gibt –
ausgewählte Augenblicke, an denen lange gearbeitet wird, damit sie prunkvoll den Neid der Follower wecken.
Ich bin kein Fan dieser Scheinwelt –
ein Grund, warum ich etwa nie besonders ausgefallene Asanas poste, die ich vielleicht nicht einmal beherrsche, in die mir aber jemand hineinhilft, weil sie sich gut auf meinem Insta-Account machen, und unter die ich nicht schreibe, dass ich eigentlich noch daran arbeiten muss.
Fake it ‚til you make it – dieses Motto ist überhaupt nicht meins.
Aber ich poste sehr gern Fotos auf Instagram, ich liebe das Tüfteln mit Filtern und Bildausschnitten, und ich gebe zu, dass auch ich nur einen winzigen Ausschnitt meines Lebens festhalte.

Deshalb mach ich mir heute den Spaß und entzaubere ein paar Insta-Bilder –
natürlich nur meine eigenen.

Zum Beispiel dieses hier, für das ich sehr viel Lob bekommen hab:

Sieht so friedlich aus, nicht wahr, Snowga im idyllischen Bad Mitterndorf, how amazing!
Tja, unter den Schneemassen liegt meine Yogamatte, ich steck mit dem rechten Fuß in einem Winterstiefel, und es war so kalt, dass ich nach den paar Fotos, die mein Gatte dankenswerterweise machte, sofort wieder ins Haus lief und von der Schwiegermama heißen Tee bekam, damit ich mich nicht erkälte.
Hat sich ausgezahlt, weil die Fotos wirklich top geworden geworden sind:

https://www.instagram.com/p/B3O3a5oI8Gk/

Mit meiner eigenen Yogapraxis hat das aber natürlich nichts zu tun.
Ich mein:
Wer macht schon Yoga im Schnee, bei Minusgraden?
Das macht man tatsächlich nur für’s Foto, und daran ist ja auch nichts verwerflich.

Oder das, mein Lieblings-Yogavideo –
die Kriegerin auf dem Schi-Laufband:

https://www.instagram.com/p/B2WdNLnoG1E/

Ich mag das Video, es ist wirklich lustig, und es war natürlich ein Spaß, auf einem Rollband über den Berg zu fahren und Asanas vorzuführen –
Dutzende Male, weil ich immer den Einsatz verpasst hab, das schwarze Band war glühend heiß, und rundherum standen hunderte Menschen, die zugeschaut und Fotos von uns gemacht haben, weil da eigentlich gerade eine Veranstaltung war.
Ein paar Leute haben mich nachher darauf angesprochen, ob Yoga denn auch Spaß machen darf, und wenn ja, dann würden sie es doch mal ausprobieren –
da fand ich die Aktion dann noch lustiger, sogar sinnvoll, weil es genau das ist, warum ich (und viele andere Menschen) Yoga-Fotos posten:
Wir wollen in die Welt schreien: Yoga ist toll, mach mit!
Ich schrei das halt lieber mit Spaßbildern und Asanas in die Welt, die jede/r nachmachen kann, weil ich niemanden abschrecken möcht –
aber das ist nur meine persönliche Sicht der Dinge.

Spannend auch immer –
Fotos meiner Pflanzen (in den Storys):

https://www.instagram.com/sibl_and_the_wheel/

Ja, die blühen andauernd, irgendeine sicher, und ja, ich bring auch die schrägsten Orchideen durch, manche davon gedeihen wirklich auch teilweise in der Dusche, aber ich gestehe:
Ganz viele bring ich auch einfach nicht durch.
Mehrere Vandeen mussten dran glauben, weil mein Wohnzimmer halt doch kein Regenwald ist, und einige Versuche wie der Moringabaum wurden stillschweigend der Biotonne zugeführt – und davon macht niemand ein Foto, das er postet.
Aber pst, niemandem weitersagen!

Und natürlich hab ich auf der Hochzeit meines Vater in der Hotellobby keinen Yogaflow hingelegt:

Aber der Hochzeitsfotograf fand das Motiv schön, und das Foto wurde ja auch wirklich gut.

Es ist eine abgespeckte Ehrlichkeit, die wir auf Instagram oder Facebook leben, eine, die niemandem wirklich weh tut, aber eben immer ein kleines bisschen Wahrheit verschleiert, weglässt –
meistens natürlich die Wahrheit, die ohnehin keinen interessiert, das muss man schon sagen.

Was ich in Sachen Yoga nie mache?
Dinge posten, die wirklich #fake sind.

Wenn ich den Kopfstand nicht kann, dann poste ich kein Foto davon, nachdem mich jemand nach oben gezogen hat und vielleicht sogar meine Beine festhält.
Wenn ich ihn dann kann, freu mich mich natürlich umso mehr –
auch wenn’s damals noch nur mit Baum war und ich lange geübt hab.

Wir sollten die sozialen Medien als das ansehen, was sie sind:
Schlüssellöcher, durch die wir in fremde Welten sehen können, aber niemals exakte Abbildungen der Wirklichkeit. Fotos dienen in den allermeisten Fällen als Werbung, sind eine Kunstform und halten, wenn überhaupt, einen kleinen Augenblick im großen Ganzen fest.
Das macht aber überhaupt nichts –
solange wir uns klar darüber sind und nicht versuchen, jemandem nachzueifern, dessen Bilder so toll aussehen.
Denn auch diese Bilder zeigen nur einen kleinen Ausschnitt einer Wirklichkeit –

und dennoch blicken wir alle gern durch Schlüssellöcher, wenn wir ehrlich sind.
Nicht wahr?

#Namaste!

***
An dieser Stelle ein dickes, fettes Danke an meinen #Instahusband, der nicht nur meinen manchmal narrischen Fotowünschen nachkommt, sondern auch oft eigene Ideen hat, was cool ausschauen könnt –
danke dafür! <3

Denn eins ist klar:
Wer vom Yoga leben möcht, der muss für sich selbst Werbung machen –
und sich für eine Art und Weise entscheiden, wie er oder sie das tut.

#Namaste!

 

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Warum #Bodyshaming ein Blödsinn ist – und warum es uns alle betrifft.

Eigentlich sollte ich gerade an meinem Computer sitzen und an einer Übersetzung arbeiten –
aber während einer kleinen Kaffeepause vorhin hab ich einen Blick auf Instagram geworfen und einen Post entdeckt, der mich so fassungslos gemacht hat, dass ich beschlossen hab, darüber zu schreiben.

Auf dem Account einer sehr inspirierenden Yogini war ein Video zu sehen, die junge Dame trug einen Bikini, weil sie am Strand war, und zeigte im Sand allerhand Asanas, manche sehr perfekt, andere ein bisserl wackelig –
ich möchte noch mal wiederholen: Sie stand am Strand, unter ihr nur Sand, da wackelt man gerne mal während Vrksasana, zum Beispiel –
wer das nicht glaubt:
Schuhe ausziehen und auf einem Bein in die Wiese stellen, Arme nach oben, Blick ebenfalls nach oben, in den Himmel, in etwa so:

ein Baum am Meer

Das Setting des Videos war super, tolles Licht, eine tolle Frau am Strand, die Yoga macht und sich wenig um Perfektion schert –
was kann da schon komisch dran sein, fragt man sich, das klingt doch wunderbar.

Bis man die Kommentare liest.
Dutzende Menschen lassen sich über den Körper der jungen Frau aus, der – no na – beim Bewegen und Drehen und Beugen mal hier, mal da eine Falte wirft …
Menschen, die die junge Frau nicht kennen und die, wenn es nach ihnen selbst geht, beim Blick in den Spiegel tot umfallen müssten.

Ich sehe in dem Video eine junge Frau, die den Mut hat, ohne Photoshop-Tricks, ohne Visagistin oder teurer Ausstattung einfach zu zeigen, was sie macht –
und das, was sie macht, macht sie richtig klasse:
Die Asanas werden korrekt ausgeführt, sie lässt sich Zeit, ich bin sicher, ihr Atem fließt ruhig, und ein Lächeln umspielt ihre Lippen.
Genau so sollte Yoga sein, genau so sieht es aus, wenn jemand mit sich und der Welt im Reinen ist und einfach fließt.

Ich wollte das wunderbare Video eigentlich hier verlinken, aber es wurde wohl ob der vielen negativen Kommentare gelöscht –
und deshalb hab ich beschlossen:
Ich kann das so nicht hinnehmen!

Wie kann es sein, dass jemand ein wunderschönes Video postet, und hunderte andere beschließen einfach so, einen Shitstorm auszulösen, aus dem einfachen Grund, dass sich unser Körper der Bewegung anpasst und es sich erlaubt, auch mal Falten zu werfen –
sowas aber auch!
Natürlich ist mir klar, dass Übergewicht weltweit ein großes Problem ist, und ich weiß auch, dass es viel zu viele magersüchtige Menschen gibt, diese Probleme möchte ich in keinster Weise verharmlosen –
aber manchmal hab ich das Gefühl, dass gerade in den sozialen Medien die Leute komplett den Bezug zur Realität verloren haben.

Können wir das nicht bitte einfach sein lassen?
Können wir nicht bitte einfach wieder den Mittelweg entdecken?
Weder zu viel noch zu wenig ist erstrebenswert, das gilt für so ziemlich alles im Leben –
aber am Wichtigsten ist: Urteilma doch bitte nicht über alle anderen –
und auch nicht so harsch über uns selbst!

Lasst uns ein Zeichen setzen, wir alle, die wir als Yogaunterrichtende (oder Yoga-Praktizierende) täglich mit Menschen jeden Alters zu tun haben!

Ich fang einfach mal damit an, Hashtag: #SoBinIchEben –
bitte sehr, so seh ich aus, wenn ich auf der heimischen Matte Yoga übe:

https://www.instagram.com/p/B2ymnJIog_N/

 

https://www.instagram.com/p/BklOkdinTWW/

Das bin ich, Sybille, ich bin mittlerweile 40 Jahre alt und habe drei Kinder. Ich freue mich, dass ich trotz meiner drei Schwangerschaften nicht wirklich zugenommen habe – aber ich würde niemals eine Frau verspotten, bei der das anders ist. Laut BMI bin ich untergewichtig, eine Tatsache, die mich als Jugendliche irrsinnig gestört und mir auch schon des öfteren Hasstiraden anderer Frauen eingebracht hat (Stichwort #Thinshaming) – aber dafür kann ich nichts. Ich ernähre mich gesund, beweg mich recht viel und hab wohl auch einfach Glück – denn ich esse sehrsehr gern, auch und gerade Schokolade und all die Dinge, die gemeinhin als Dickmacher gelten.
Natürlich hab auch ich so meine Problemzonen, die mich manchmal nerven, mir aber meistens ziemlich egal sind.
Und wie man sieht: Beim Bewegen entstehen Falten! Überall, am ganzen Körper! Trotz angeblichem Untergewicht! Und das ist auch noch bei jedem Menschen so, krass oder?

https://www.instagram.com/p/B2yOxJ3IqSb/

Ich glaube, dass es an der Zeit ist, endlich wieder die viel zitierte goldene Mitte zu entdecken und interessant zu machen:
ein bisserl gesunde Ernährung, ein bisserl Bewegung, ein bisserl Achtsamkeit, ein bisserl mehr Toleranz und ganz viel mehr Liebe!

Wär das nicht eine tolle Idee?
Dann mach doch mit und zeig dir und den anderen, wie toll du bist –
ich glaub wirklich, dass das wichtig ist!

(Hashtag: #SoBinIchEben – dann finden es auch andere.)

#Namaste!

***

Übrigens, nur damit ich es angesprochen hab:

Zwischen all den Hasskommentaren gab es auch eine Vielzahl von meist männlichen Kommentierenden, die in sexuell sehr anzüglicher Weise über die Frau schrieben –
auch das ist nicht okay!
Wir schreiben das Jahr 2017, und jede Frau darf sich im Bikini filmen lassen, ohne eine Karriere in der Pornoindustrie anzustreben …
manchmal vergessen das die Leute.

Aber das ist wichtig!

 

 

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